O weh mir! Das ist nur die Spitze eines deutschen Eisbergs, der wohl nie schmilzt. Deppenleerzeichen, falsche Groß- und Kleinschreibung, fehlende Interpunktion, der Verzicht auf Verben sowie der Gebrauch von irrsinnigen und erfundenen Amerikanismen etc., etc.: Unser Land macht sich zum Dummhansel … und alle machen mit. Ach ja, da gab es auch noch diesen Goethe?! Nun ja, auch der hatte schon seine Probleme mit dem Komparativ (als, wie). Na dann, können wir doch auch weiterhin so dämeln. Nur einen “Faust” werden wir damit nicht zu Papier bringen – auch nicht elektronisch.
Bei Goethe muss man ziemlich viele Tatsachen berücksichtigen, die jede für sich und alle in variabler Kombination eine Rolle spielen: – Er hat etwa von 1755 bis 1832 geschrieben; das ist lange her. Und Sprache ist nie in einem Ist-Zustand, sondern immer im Werden. – Vieles, das von ihm überliefert ist, ist nicht von seiner eigenen Hand, sondern der eines Schreibers, z.B. Götze, Geist, John, etc., über deren Fehler Goethe selber geklagt hat. – Auch die Drucker – und die seinerzeit quasi ungestört aktiven Raubdrucker – haben Fehler beim Satz gemacht, die die Korrektoren übersehen haben. – Goethe hat als gebürtiger Frankfurter sicher einen Wandel vollzogen, als er nach Weimar ging. Auch im Faust gibt es Reime, die erst dann klingen, wenn man eins der Worte sächsisch ausspricht. Wohl, wohl, Weimar liegt nicht in Sachsen… Aber für mich ist das Sächseln. – Goethe hat verschiedene Wort-Neuschöpfungen, allein im Faust, vollzogen. Er benutzt auch den Superlativ von “einzig” dreimal im Faust. Das schätze ich als künstlerische Freiheit, sogar als Kreativität ein und mag mich nicht darüber beklagen. Und manches ist geradezu grandios und spirituell. denken Sie nur, wie Gretchen antwortet, als dieser junge Kerl sie anquatscht – gerade, als sie aus dem Gottesdienst kommt: Sie sagt: “Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn.” Weder – weder: haben Sie das schon mal gehört? Das heisst aber, dass sie es nicht fest vernagelt, was sie doch täte, sagte sie etwa: “Ich bin kein Fräulein, bin auch nicht schön, kann ungeleitet nach Hause gehn…” (meine Schöpfung). Wie sie es sagt, wird es jeder als offen ansehen, ob sie nicht doch Fräulein ist, und nicht doch schön. Nun, Fräulein ist sie im bürgerlich-gesetzlichen Sinn nicht, das wäre ja nur der Fall, wenn sie adelig wäre. Aber in einem anderen Sinn, den uns Goethe erschliesst, ist sie ja adelig: Ihre Seelenhaltung adelt sie. Und wenn man die Sache dann als Liebhaber Platons ansieht, dann ist sie allein damit schon schön….
Lesen Sie mal ein bisschen Goethe: es wird Sie auf jeden Fall fördern.
Zu dem, was Sie am Anfang erwähnen: Ich selber komme mir manchmal schon etwas seltsam vor, wenn ich immer korinthenkackerisch auf andere – meist Jüngere – wirke, die der Auffassung zuneigen, das sei alles nicht so schlimm – es komme a priori darauf an, dass man den Inhalt verstehe.
Für mich ist es aber irgendwie eine symptomatologisches Phänomen, wenn ich z.B. in Blogs zur Tagespolitik bei Zeit Online oder in der Washington Post lese, wie manche Leute sich mit den wildesten Fremdwörtern schmücken und die gewagtesten Thesen äussern, dabei aber lauter Interpunktions- und Rechtschreibfehler machen, und kaum in der Lage sind, einen korrekt eingerückten Nebensatz zu formulieren… Das ist dann der Punkt, an dem ich mich frage, ob ich in der Beurteilung des mir ja schliesslich unbekannten Verfassers meine Vorurteile kultiviere, oder ob ich wirklich sagen kann, dass das irgendwie nicht kohärent ist.
Dass unser Land sich zum Dummhansel mache, ist in meinen Augen nur relativ richtig. Sehen Sie nach Frankreich, sehen Sie über den Atlantik… Ich geniesse das Privileg, mehrere Fremdsprachen ziemlich gut in Wort und Schrift zu bemeistern – da stehen einem manchmal genau so die Haare zu Berge…
Die Apostroph- und Bindestrichfotos gefallen mir meist sehr – ich weiss manchmal nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Da Lachen aber gesünder ist, entscheide ich mich als Pragmatiker und Realist für das Letztere…
Werter Jochen Besserwisser! Sind Sie Schweizer, “ß”-Verweigerer oder einfach nur faul? Wenn Sie sich schon über das zweifache “weder” äußern, Ihre Schöpfung “Ich bin kein Fräulein, bin auch nicht schön…” ist nicht wirklich eine Verbesserung, denn auch hier gibt es eine Wortwiederholung. Lassen Sie das zweite “bin” weg, dann stimmt der Sinn noch immer und es klingt sogar besser.
Um Ihre Neugierde zu befriedigen: …”-verweigerer” klingt mir zwar negativ, kommt aber der Sache am nächsten. Ich habe mein ganzes Leben lang erlebt, wie sich Ausländer mit unserem deutschen “ß” schwer tun, und da habe ich halt irgendwann angefangen, ein “ss” zu schreiben, das alle nachschreiben und auch einigermassen kapieren können. Auf Tastaturen, die ich in anderen Ländern als Deutschland benutzte, war das ß ja auch gar nicht vorhanden. Haben Sie sonst noch gewichtige Sorgen, bei deren Lösung is helfen könnte? Übrigens: vom Klang und vom Rhythmus her klingt für mich “bin auch nicht schön” besser, und gerade wegen der Wortwiederholung Äinde ich das gut. Sehen Sie, wie subjektiv man sein kann?
Fühlt sich da jemand auf den Schlips getreten wenn man ihm eine Frage zur Rechtschreibung stellt? Schließlich sind wir hier auf einer Seite, bei der es zwar überwiegend um den Deppenapostroph geht, aber auch die übrige Rechtschreibung findet Erwähnung. Einerseits informieren Sie uns offenbar sehr kompetent über Goethe und gehen sogar ins Detail, weisen weiters auf die schlechte orthografische Qualität von Netzinhalten hin, andererseits erklären Sie mir warum Sie das scharfe S nicht verwenden. Das alleine ist schon ein Widerspruch. Ich verwende ja auch nicht den Deppenapostroph, nur weil andere Leute offenbar ohne ihn nicht leben können. Die Begründung, dass sich Ausländer mit dem “ß” schwer tun und Sie es deshalb durch ein “ss” ersetzen, ist sehr dünn. Das “ß” der deutschen Sprache ist für Ausländer wohl das geringste Problem. Man kann das Layout einer Tastatur mittlerweile in jedem Betriebssystem ganz einfach umstellen. Außerdem bieten so gut wie alle Textverarbeitungsprogramme (auch die einfachsten Editoren) eine Ersetzungsfunktion an. Der Rechtschreibprüfung würde ich nicht blind vertrauen, denn zumindest bei Microsoft-Produkten ist sie eine Katastrophe.
Und zur Frage der gewichtigen Sorgen: Nein, die habe ich nicht, doch bei Ihnen trifft offenbar ein Sprichwort völlig zu: “Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen”.
Wer austeilt sollte auch zumindest ein bisschen einstecken können…
O weh mir! Das ist nur die Spitze eines deutschen Eisbergs, der wohl nie schmilzt. Deppenleerzeichen, falsche Groß- und Kleinschreibung, fehlende Interpunktion, der Verzicht auf Verben sowie der Gebrauch von irrsinnigen und erfundenen Amerikanismen etc., etc.: Unser Land macht sich zum Dummhansel … und alle machen mit. Ach ja, da gab es auch noch diesen Goethe?! Nun ja, auch der hatte schon seine Probleme mit dem Komparativ (als, wie). Na dann, können wir doch auch weiterhin so dämeln. Nur einen “Faust” werden wir damit nicht zu Papier bringen – auch nicht elektronisch.
Und da ist der sprachvergiftendste Schwachsinn, nämlich die ünsägliche Genderscheiß, noch gar nicht erwähnt!!!
Bei Goethe muss man ziemlich viele Tatsachen berücksichtigen, die jede für sich und alle in variabler Kombination eine Rolle spielen:
– Er hat etwa von 1755 bis 1832 geschrieben; das ist lange her. Und Sprache ist nie in einem Ist-Zustand, sondern immer im Werden.
– Vieles, das von ihm überliefert ist, ist nicht von seiner eigenen Hand, sondern der eines Schreibers, z.B. Götze, Geist, John, etc., über deren Fehler Goethe selber geklagt hat.
– Auch die Drucker – und die seinerzeit quasi ungestört aktiven Raubdrucker – haben Fehler beim Satz gemacht, die die Korrektoren übersehen haben.
– Goethe hat als gebürtiger Frankfurter sicher einen Wandel vollzogen, als er nach Weimar ging. Auch im Faust gibt es Reime, die erst dann klingen, wenn man eins der Worte sächsisch ausspricht. Wohl, wohl, Weimar liegt nicht in Sachsen… Aber für mich ist das Sächseln.
– Goethe hat verschiedene Wort-Neuschöpfungen, allein im Faust, vollzogen. Er benutzt auch den Superlativ von “einzig” dreimal im Faust. Das schätze ich als künstlerische Freiheit, sogar als Kreativität ein und mag mich nicht darüber beklagen. Und manches ist geradezu grandios und spirituell. denken Sie nur, wie Gretchen antwortet, als dieser junge Kerl sie anquatscht – gerade, als sie aus dem Gottesdienst kommt: Sie sagt: “Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn.” Weder – weder: haben Sie das schon mal gehört? Das heisst aber, dass sie es nicht fest vernagelt, was sie doch täte, sagte sie etwa: “Ich bin kein Fräulein, bin auch nicht schön, kann ungeleitet nach Hause gehn…” (meine Schöpfung). Wie sie es sagt, wird es jeder als offen ansehen, ob sie nicht doch Fräulein ist, und nicht doch schön. Nun, Fräulein ist sie im bürgerlich-gesetzlichen Sinn nicht, das wäre ja nur der Fall, wenn sie adelig wäre. Aber in einem anderen Sinn, den uns Goethe erschliesst, ist sie ja adelig: Ihre Seelenhaltung adelt sie. Und wenn man die Sache dann als Liebhaber Platons ansieht, dann ist sie allein damit schon schön….
Lesen Sie mal ein bisschen Goethe: es wird Sie auf jeden Fall fördern.
Zu dem, was Sie am Anfang erwähnen: Ich selber komme mir manchmal schon etwas seltsam vor, wenn ich immer korinthenkackerisch auf andere – meist Jüngere – wirke, die der Auffassung zuneigen, das sei alles nicht so schlimm – es komme a priori darauf an, dass man den Inhalt verstehe.
Für mich ist es aber irgendwie eine symptomatologisches Phänomen, wenn ich z.B. in Blogs zur Tagespolitik bei Zeit Online oder in der Washington Post lese, wie manche Leute sich mit den wildesten Fremdwörtern schmücken und die gewagtesten Thesen äussern, dabei aber lauter Interpunktions- und Rechtschreibfehler machen, und kaum in der Lage sind, einen korrekt eingerückten Nebensatz zu formulieren… Das ist dann der Punkt, an dem ich mich frage, ob ich in der Beurteilung des mir ja schliesslich unbekannten Verfassers meine Vorurteile kultiviere, oder ob ich wirklich sagen kann, dass das irgendwie nicht kohärent ist.
Dass unser Land sich zum Dummhansel mache, ist in meinen Augen nur relativ richtig. Sehen Sie nach Frankreich, sehen Sie über den Atlantik… Ich geniesse das Privileg, mehrere Fremdsprachen ziemlich gut in Wort und Schrift zu bemeistern – da stehen einem manchmal genau so die Haare zu Berge…
Die Apostroph- und Bindestrichfotos gefallen mir meist sehr – ich weiss manchmal nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Da Lachen aber gesünder ist, entscheide ich mich als Pragmatiker und Realist für das Letztere…
Noch schönen Tag,
HJS
Werter Jochen Besserwisser!
Sind Sie Schweizer, “ß”-Verweigerer oder einfach nur faul?
Wenn Sie sich schon über das zweifache “weder” äußern, Ihre Schöpfung “Ich bin kein Fräulein, bin auch nicht schön…” ist nicht wirklich eine Verbesserung, denn auch hier gibt es eine Wortwiederholung. Lassen Sie das zweite “bin” weg, dann stimmt der Sinn noch immer und es klingt sogar besser.
Um Ihre Neugierde zu befriedigen: …”-verweigerer” klingt mir zwar negativ, kommt aber der Sache am nächsten. Ich habe mein ganzes Leben lang erlebt, wie sich Ausländer mit unserem deutschen “ß” schwer tun, und da habe ich halt irgendwann angefangen, ein “ss” zu schreiben, das alle nachschreiben und auch einigermassen kapieren können. Auf Tastaturen, die ich in anderen Ländern als Deutschland benutzte, war das ß ja auch gar nicht vorhanden. Haben Sie sonst noch gewichtige Sorgen, bei deren Lösung is helfen könnte? Übrigens: vom Klang und vom Rhythmus her klingt für mich “bin auch nicht schön” besser, und gerade wegen der Wortwiederholung Äinde ich das gut. Sehen Sie, wie subjektiv man sein kann?
…fände…
Guten Morgen!
Fühlt sich da jemand auf den Schlips getreten wenn man ihm eine Frage zur Rechtschreibung stellt? Schließlich sind wir hier auf einer Seite, bei der es zwar überwiegend um den Deppenapostroph geht, aber auch die übrige Rechtschreibung findet Erwähnung. Einerseits informieren Sie uns offenbar sehr kompetent über Goethe und gehen sogar ins Detail, weisen weiters auf die schlechte orthografische Qualität von Netzinhalten hin, andererseits erklären Sie mir warum Sie das scharfe S nicht verwenden. Das alleine ist schon ein Widerspruch. Ich verwende ja auch nicht den Deppenapostroph, nur weil andere Leute offenbar ohne ihn nicht leben können. Die Begründung, dass sich Ausländer mit dem “ß” schwer tun und Sie es deshalb durch ein “ss” ersetzen, ist sehr dünn. Das “ß” der deutschen Sprache ist für Ausländer wohl das geringste Problem. Man kann das Layout einer Tastatur mittlerweile in jedem Betriebssystem ganz einfach umstellen. Außerdem bieten so gut wie alle Textverarbeitungsprogramme (auch die einfachsten Editoren) eine Ersetzungsfunktion an. Der Rechtschreibprüfung würde ich nicht blind vertrauen, denn zumindest bei Microsoft-Produkten ist sie eine Katastrophe.
Und zur Frage der gewichtigen Sorgen: Nein, die habe ich nicht, doch bei Ihnen trifft offenbar ein Sprichwort völlig zu: “Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen”.
Wer austeilt sollte auch zumindest ein bisschen einstecken können…
Schönen Tag noch (mit oder ohne ß)…
Danke.